Das Land Salzburg plant einen neuen Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit mit Äthiopien. Derzeit werden Projekte sondiert; angedacht ist u. a. ein Hochschulprojekt. Vor ein paar Monaten hat Stefan Hlavac, Koordinator der Österreichischen Botschaft in Addis Abeba für Entwicklungszusammenarbeit, den Entwicklungspolitischen Beirat über Projekte der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit in Äthiopien berichtet. In einem aktuellen Mail vom 31. März 2020 an die Beiratsvorsitzende Amelie Höring schildert er die aktuelle Situation im Kontext der Corona-Pandemie.
Liebe Frau Mag. Höring, ich darf mich kurz aus Addis melden.
Aufgrund der Pandemie COVID-19, die auch unsere Zielländer vor große Herausforderungen stellt, hat die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit in Äthiopien beschlossen, gemeinsam mit den örtlichen Partnern Lösungen für diese Herausforderungen zu finden. Medizinische Grundversorgung ist grundsätzlich und aktuell mehr denn je sehr wichtig. Wir haben die Verbesserung staatlicher Dienstleistungen für besonders gefährdete Menschen generell zum Ziel in Äthiopien. Gerade jetzt wollen und müssen wir schauen, wie wir die Bevölkerung im Land vor der COVID-19-Erkrankung schützen und wie wir die negativen Auswirkungen dieser Pandemie möglichst gering halten können
Die Hochschulen sind alle im Land geschlossen, auch die Universität Gondar hat den Unterricht eingestellt. Alle Studierenden wurden in Bussen zurück in ihre Heimatregionen gebracht. Bis auf weiteres ist auch hier die öffentliche Verwaltung in Telearbeit geschickt worden, wobei hier natürlich die meisten Beamten weder Zugang zu Computer/Internet zu Hause haben, meist fehlt es überhaupt an Elektrizitätsanbindung – sodass die Verwaltung quasi „ruht“. Die Möglichkeit, kranke Menschen zu behandeln, ist sehr eingeschränkt; auch fehlt es im Land an medizinischen Labors, die Tests auswerten können. Auch für religiöse Versammlungen, die gerade in Äthiopien, einem sehr gläubigen Land, von großer Wichtigkeit sind, wurden Einschränkungen angekündigt.
Nichts desto trotz tummeln sich Menschen auf Marktplätzen und in den Straßen. „Social Distancing“ ist in den Städten Äthiopiens nicht möglich; Mehr-Generationen Unterkünfte, die Norm in Stadt und Land, steigern das Risiko eines dramatischen Verlaufs der Erkrankung. Und wir befürchten große Nachwehen der Krise. Die globalen wirtschaftlichen Entwicklungen werden auch in Äthiopien/Afrika fatal sein; fehlende Investitionen, noch höhere (Jugend-) Arbeitslosigkeit sind sehr wahrscheinlich.
Ich wünsche Ihnen und allen Beiratsmitgliedern alles Gute und Gesundheit,
LG aus Addis Abeba,
Stefan Hlavac, Coordination Office for Development Cooperation, Austrian Embassy Addis Abeba